Kieler Woche (II. Teil): 470er- Vorschau

 

Das „Heimspiel" steht an! Ab Mittwoch segeln die olympischen Klassen bei der Kieler Woche, der größten Segelveranstaltugn der Welt. Was das Oktoberfest für die Münchner ist, ist die „KiWo“ für die Ostseeanwohner der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein: Ausnahmezustand auf allen Ebenen. Dass dabei auch gesegelt wird, ist für viele Besucher nachrangig - nicht für uns. Kiel ist das Heimat- und Trainingsrevier des DSV-Kaders. Und entsprechend sollten die schwarz-rot-goldenen Segler einen Heimvorteil haben. Ob sie ihn auch ausspielen und nutzen?

 

Wir fokussieren uns auf die 470er-Segler. 29 Teams sind es bei den Damen, darunter sieben aus Deutschland - allen voran die Medaillengewinnerinnen der EM, Frederike Loewe und Anna Markfort (Silber, aus dem VSaW/JSC) sowie Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß (Bronze, vom DTYC). Bei den Herren sind 54 Mannschaften gemeldet, darunter 14 deutsche. Sie werden angeführt von den deutschen Meistern, Malte Winkel und Matti Cipra (Schweriner YC/Plauer WSV). Simon Diesch und Philipp Autenrieth (Württembergischer YC/Bayerischer YC) waren voriges Jahr Vierte in Kiel - und wollen das natürlich mindestens wiederholen. Gespannt darf man auch auf Jasper Wagner und Julian Autenrieth (VSaW/Bayerischer YC), die abseits des World-Cup-Zirkusses trainiert haben.

Während World-Sailing glaubt, dass die meisten Teams beim WC-Finale in Marseille zur Vorbereitung auf die WM im dänischen Aarhus waren, sprechen die Meldezahlen in Kiel für sich: Schon Chef-Wettfahrtleiter Fabian Bach sprach von einem „enormen Zulauf bei den olympischen Klassen“ im Vorfeld der WM, die ja praktisch ums Eck auf der Ostsee stattfindet. „Jappe“ ist übrigens mit Jahrgang 1986 einer der ältesten Steuerleute der deutschen 470er-Teams …

 

Zwei Tage vor Beginn der Kieler Woche haben Simon Diesch und Philipp Autenrieth (GER 11) einen Newsletter mit Rückblick auf die jüngsten drei Regattaserien verschickt, gehen dabei vor allem auf ihre Probleme beim Start und beeindruckende Aufholjagden ein. Sie schreiben:

 

"Drei Regatten – in Hyères, Bourgas und Marseille – liegen seit Ende April schon wieder hinter uns, die Kieler Woche unmittelbar vor uns. Im einzelnen siehe unten.

 

World Cup #3 in Hyères

Unser Saisonplan sieht als Höhepunkt die WM in Dänemark vor, die nach der Kieler Woche stattfinden wird. In Palma wollten wir zu Saisonbeginn ein Ausrufezeichen setzen, was dort ja mit Platz vier auch gelang. Allerdings hatten wir in Palma schon unsere Defizite beim Start erkannt. Beim World Cup in Hyères waren sie nun wirklich rennentscheidend. Das Ergebnis dort - Rang 14 - war in Ordnung, es entsprach unserer Startleistung. Die Todo-Liste erhielt damit aber ein paar Unterstreichungen.

EM in Bulgarien

Bis auf den ersten Tag herrschten bei der Europameisterschaft Mitte Mai in Bourgas (Bulgarien) am Schwarzen Meer ja wirklich sensationelle Bedingungen. Täglich 10 bis 14 Knoten Seabreeze! Natürlich wären wir gerne ins Medal Race gekommen, aber der Fokus lag zunächst auf unseren Starts. Das klappte nur beschränkt - aber sonst sind wir ordentlich gesegelt. Denn am letzten Tag waren wir Drittletzte an der Luvtonne, konnten aber noch sehr viele Boote wieder einholen. In der letzten Wettfahrten waren wir dann schon wieder fast Letzte an der Luvtonne. „Jetzt erst recht!“, sagten wir uns. Und da klappte es: Wir waren als Dritte im Ziel. Es ginge also doch. Zumindest im Aufholen waren wir eine der besten Mannschaften. So kamen wir aber nur auf Platz elf, verpassten das Medal Race also um einen Platz.

Und wir bräuchten ja bloß gut starten - und dann könnten wir öfter bis ganz an die Spitze segeln.

Wir arbeiten dran.

 

World Cup Finale Marseille

Eine Woche waren wir nach der EM zuhause, um das Ganze auch zu verarbeiten. Dann ging es zum World Cup Finale nach Marseille, wo nur die besten 20 Teams der drei World-Cup-Serien von Gamagori, Miami und Hyères eingeladen waren. Trotz der hohen Berge rund um die Bucht herrschten sehr gute Segelbedingungen - bis auf den dritten Tag, wo es genauso stark regnete wie im Herbst in Japan. Unsere Starts warten diesmal besser - aber die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend und gar nicht das, was wir erreichen wollten. Erst als der Zug abgefahren war, platzte der Knoten. Denn im letzten Rennen führten wir über die halbe Distanz und waren im Ziel nur um eine halbe Bootslänge Zweite. Es geht also doch, war die Erfahrung aus dem letzten Lauf, der uns aber nicht mehr ins Medal Race brachte. So beendeten wir das World Cup Finale auf Rang 15. Auf diesem Platz standen wir im Mai auch in der Weltrangliste, vorübergehend als bestes deutsches Team. Das aktuelle Update ist in Verzug.“

 

vg

Die vollständige Meldeliste ist hier

 

 

 

Diesch/Autenrieth © Kieler Woche 2017-www.segel-bilder.de

Diesch/Autenrieth © Kieler Woche 2017-www.segel-bilder.de

Loewe/Markfort © Kieler Woche 2017-okpress

19.06.2018 11:10 Alter: 6 yrs