Micki Liebl (MYC) raced jetzt auch Einhand-Offshore

 

Das Abenteuer, einhand an der Mini-Transat-Regatta (von La Rochelle über Las Palmas nach Martinique) teilzunehmen, hat Micki Liebl vom Münchner Yacht-Club auf seine Agenda gesetzt.

 

Seit Jahren spukt so eine Einhand-Regatta durch den Kopf des 54-Jährigen aus dem Landkreis München. Im Sommer hat er von dem Briten Dave Clark ein gebrauchtes Boot vom Typ RG 650 gekauft. Erste Trainingstage folgten vor Barcelona. Inzwischen steht das 6,5 Meter lange, drei Meter breite und 950 Kilogramm leichte Boot im MYC in Starnberg, wenngleich der Transport des Schiffes mit einigen Hindernissen verbunden war. Liebl musste zuerst einen neuen Trailer besorgen, da das britische Fahrgestell nicht mit deutschen Vorschriften kompatibel war.

Noch hört das Boot auf den Namen „Rapscallion“, was soviel wie Halunke heißt. Liebl wird es ergänzend mit dem entsprechenden bayerischen Begriff „Bazi“ versehen.

In den kommenden Monaten wird das Boot auf Vordermann gebracht. Der komplette Leinensatz wird ausgetauscht, das Unterwasserschiff neu gestrichen. Zur Vorstellung des Projektes Mitte November in Starnberg war auch Wolfgang Quix gekommen, der 1977 als erster Deutsche an der Mini-Transat-Premiere mitgesegelt war. „Sieht schnell aus“, kommentierte Quix die Linien des Bootes. Eigentlich sollte es für 2015 bei der Regatta über den Atlantik dabei sein, doch es kam nie dazu. So hat „Rapscallion“ nur rund 2500 Seemeilen unter dem Kiel. Liebl hatte lange nach einem Boot gesucht und sich im vergangenen Sommer in Frankreich, Italien und Spanien auch viele angeschaut - bis er mit dem Briten handelseinig wurde.

Micki Liebl segelt seit 45 Jahren. Schon als Kind hatte er ein Schlauchboot mit einem Segel versehen, war mit den Eltern in der Adria und auf dem Starnberger See unterwegs. Mit zehn Jahren hatte er seinen ersten Optimisten. Laser (daselbst im bayerischen Landeskader), 470er, Korsar, Zugvogel und schließlich H-Boot folgten. 2009 gewann er die IDM der H-Boote, war noch zweimal Dritter und 2019 Vierter. In den vergangenen Jahren war er im MYC Team-Manager der Bundesliga-Segler. Aus der Erfahrung der Starnberger Segeltage im Frühjahr 2019 will er die Erkenntnisse über das Management und die Finanzierung von Segel-Events für sein Projekt nutzen.

Die Szene der „Minis“ wird von einer internationalen Klassenvereinigung streng reglementiert, insbesondere was die Sicherheit angeht. So ist für die Einhand-Regatten der Levels A bis C eine Qualifikation vorzuweisen. Vor der ersten Regatta überhaupt steht ein 24-stündiger Einhand-Törn, der von einem Hafenmeister und anhand der GPS-Daten überprüft wird.

Später wird dann noch ein 1000-Meilen-Törn verlangt, von Genua in den Golfe du Lion, um Mallorca, Sardinien und Elba zurück nach Genua. Während viele der Transat-Segler Profis sind, betont Liebl seinen Amateur-Status. „Ich muss mein Geschäft am Laufen halten“, stellt er die Arbeit über das Hobby. Liebls Firma „Perfect Cover“ offeriert alles rund um Event-Zelte. Erfahrung sammeln, die Qualifikations-Kriterien erfüllen und nebenbei Geld mit dem normalen Job verdienen - das braucht seine Zeit. Daher will Liebl erst 2023 beim übernächsten Mini-Transat am Start sein.

 

Im kommenden Februar soll Liebls Boot erst einmal Blickfang in der Freizeitmesse „F.re.e“ in München werden, danach geht es nach Südfrankreich zur 24-Stunden-Qualifikation und der ersten Regatta in La GrandMotte. Im Sommer 2020 wird Liebl dann das Boot nach Genua verlegen. „Dort gibt es eine kleine Mini-Szene“, erläutert er. Und außerdem ist Genua von München aus mit dem Auto schnell zu erreichen.

Segeln war für Micki Liebl bisher Team-Sport. Als er die ersten Male alleine mit dem kleinen Boot – kürzer als ein H-Boot, nur 20 Zentimeter länger als ein Zugvogel – aufs Meer hinaus fuhr, wurde ihm bewusst: „Das ist eine sehr anspruchsvolle Angelegenheit, auch mental, alleine auf dem Wasser zu sein.“ Immer wieder überlege man: „Was passiert wenn …?“ Ob 25 Knoten Wind oder Badewetter: Mit Lifebelt immer angeleint zu sein ist oberste Prämisse. Auch Quix betont mit jahrzehntelanger Erfahrung: „Das darf nicht passieren, über Bord zu gehen! Da ist das Ding dann zu Ende. Dessen muss man sich klar sein.“ Liebl präsentierte diverse Sicherheitseinrichtungen, von der Seenot-Funkboje EPIRB bis zum Lifebelt: „Ich habe Frau und Tochter versprochen: Die See kriegt mich nicht!“

Auf dem Starnberger See wird Liebl mit dem Mini-650 nicht in See stechen. Das einzige Zeitfenster dafür haben die Probleme mit dem nicht zulässigen, alten Trailer blockiert. Denn ein solches Boot, halb so schwer wie ein Drachen und mit einem Vielfachen an Segelfläche (Groß 27 qm, Spinnaker mit 58 und 74 qm, Genuas bis 38 qm), ist hoffnungslos übertakelt - also ideal für die Flautentage auf dem Würmsee.

Das Mini-Transat 2019 ist gerade erst vor wenigen Tagen über die Bühne, den Atlantik, gegangen. Das schnellste Boot war nach zwölf Tagen in Martinique: Ein Schnitt von über zehn Knoten - also praktisch permanentes Gleiten. Glitschen Tag und Nacht!

vg

 

Alles über Micki Liebls Einhand-Kampagne hier

 

 

 

Liebl's Mini650 im MYC © VGoebner

Liebl's Mini650 im MYC © VGoebner

Liebl präsentiert Schwimmweste im MYC © VGoebner

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24.11.2019 13:40 Alter: 4 yrs