Starboot (Star Sailors League Finals, 03.-07.12., Nassau) - day 1: Negri/Kleen (ITA/GER) mit Tagessieg 2.

 

Für den Eröffnungstag beim Finale der Star Sailors League (SSL), wo in dieser Woche der „Star der Segelwelt 2019“ gesucht wird, hat Nassau den 23 teilnehmenden Crews mit Seglern aus 22 Nationen in der Montagu Bucht viel Sonnenschein und extrem drehende nordwestliche Winde bei glattem Wasser beschert.

 

Unter den Aktiven aus ganz unterschiedlichen Bootsklassen, darunter frühere und künftige Olympioniken sowie Segler aus Disziplinen wie Matchracing, Snipe oder 5.5mR, war es die letzte Generation der olympischen Starbootsegler, die dem Tag ihren Stempel aufdrückte. Einer von ihnen war der am Gardasee lebende Berliner Frithjof Kleen.

 

Ein drastischer Linksdreher sorgte im Eröffnungsrennen dafür, dass die gesamte Flotte schnell die Seite wechselte. Während der Amerikaner George Szabo und sein italienischer Vorschoter Edoardo Natucci auf der linken Seite zunächst sehr stark aussahen, waren dann aber Natuccis Landsmann Diego Negri und der Berliner Frithjof Kleen, die beim Boot der Wettfahrtleitung am besten von der Linie wegkamen und sich konsequent für die schnell bevorzugte rechte Seite entschieden. Kleen hatte das SSL Finale vor zwei Jahren mit dem britischen Laser-Olympiasieger Paul Goodison gewonnen und war im vergangenen Jahr mit Diego Negri auf Platz drei gesegelt. Bereits an der ersten Wendemarke des ersten Rennens hatten sich Negri und Kleen einen entscheidenden Vorsprung erarbeitet, den sie bis ins Ziel konstant und ungefährdet ausbauten.

 

“Das war großartig. Der Wind hat sehr gedreht, aber wir haben den Kurs gut gelesen“, freute sich Negri. „Der Wind nahm im weiteren Verlauf stark ab, aber wir sind ruhig geblieben und haben die Übersicht bewahrt. Danach war es dann einfach.”

 

Vielleicht noch eindrucksvoller war es, wie sich Negri und Kleen in der zweiten Wettfahrt des Tages nach einer gegnerischen Behinderung in der Startpahse aus scheinbar aussichtsloser Position wieder ins Rennen zurückkatapultierten. Nachdem sie die Luv-Marke nur mit der zweiten Hälfte des Feldes hatten runden können, erreichten sie die zweite Wendemarke an vierter Position und kamen schließlich als Sechste ins Ziel. In der Kombination ergaben der Tagessieg und die kämpferische Glanzleistung nach dem ersten Tag Platz zwei im Zwischenklassement

 

Das zweite Rennen hatte mit einem Generalrückruf in Folge eines Massenfrühstarts begonnen. Über weite Strecken der Wettfahrt sah es erneut nach einer klaren Angelegenheit für die Spitzenreiter aus. In diesem Fall waren das der britische Doppel-Olympiasieger Iain Percy und sein erfahrener schwedischer Vorschoter Anders Ekström, die sich auf die linke Seite orientiert hatten, die Luv-Marke als Erste erreichten und das Feld souverän anführten. Die Führung wackelte, als sich auf dem ersten Vorwind-Abschnitt Roberto Bermúdez de Casstro und Miguel Fernandez Vasco als erste spanische Teilnehmer an einem SSL-Finale an die Führenden heranarbeiteten, bevor sie sich zum Split am Lee-Tor entschieden.

 

Bei der nächsten Tonnenrundung hatten sich Percy/Ekström ihre Spitzenposition jedoch zurückerobert. Inzwischen waren der Norweger Eivind Melleby und Josh Revkin an Position zwei vorgefahren. Hinter den drittplatzierten Spaniern segelte das neuseeländisch-brasilianissche Duo Hamish Pepper/Pedro Trouche und das schwedisch-amerikanische Team Freddy Lööf/Brian Fatih ebenfalls im Angriffsmodus. Die Mehrheit der führenden Gruppe halste auf dem finalen Vorwind-Abschnitt früh. Nicht so Pepper und Trouche, die alleine auf der rechten Kursseite blieben und dort von besserem Druck profitierten. Mit mehr Geschwindigkeit im Boot konnten sie Percy/Ekström im Duell um den Wettfahrtsieg tatsächlich noch knapp schlagen.

 

Iain Percy sagte nach diesem ersten Schlagabtausch: „Insgesamt war das heute ein Tag, um sich den Staub aus den Klamotten zu klopfen. Ich denke, wir hatten im ersten Rennen die Reaktionsschnelligkeit von 90-Jährigen, im zweiten die von 70-Jährigen. Dabei war Reaktionsschnelligkeit heute sehr wichtig, weil man in Folge der vielen heftigen Winddreher sehr schnelle Entscheidungen zu treffen hatte.“ Von dieser Selbstkritik abgesehen, war Percy mit der Bootsgeschwindigkeit seines Teams zufrieden: „Wir sind vor dem Wind ziemlich gut, auch wenn noch nicht so gut wie in früheren Zeiten. Und der Speed auf der Kreuz wird kommen. Unser Setup ist noch nicht so ganz richtig, aber das ist eine Frage von Millimetern.“

 

Hamish Pepper, einziger Neuseeländer bei dieser Final-Auflage der Star Sailors League und mit Titelverteidiger Pedro Trouche in einem Boot im Einsatz, zeigte sich zufrieden mit der Tagesleistung seiner Mannschaft: „Pedro hat den Kurs auf dem Weg ins Ziel angesagt und ich war einverstanden. Wir haben eine gute Bahn gefunden, guten Druck und dann passte es einfach. Es tut mir leid für Iain [Percy], weil er die ganze Zeit geführt hat. Doch manchmal zahlt es sich einfach nicht aus, das Feld zu decken. Wir nehmen diesen Sieg trotzdem gerne mit.“

 

Am Abend führten Melleby/Revkin die mit Stars gespickte Flotte an. „Es bedeutet nicht allzu viel, nach dem ersten Tag Spitzenreiter zu sein, aber es ist gut zu wissen, dass deine Geschwindigkeit stimmt. Hoffentlich können wir das auch für den Rest der Woche so beibehalten“, zog Melleby zufrieden Zwischenbilanz, „heute haben wir 30- bis 40-Grad-Dreher erlebt. Manchmal sogar 50 Grad. Es drehte sich also alles darum, sauber vom Start wegzukommen und die Dreher sofort zu nutzen um nach vorne zu kommen. Aber für uns ist es so: Je drehender die Winde, je mehr mögen wir es.“

 

Am ersten Abend waren die meisten der vorläufigen Top-Ten-Plätze von Starbootseglern besetzt, die an der olympischen Regatta 2012 teilgenommen hatten. Außerdem lag das amerikanische Duo Paul Cayard/Phil Trinter auf Platz sieben. Mit Platz neun beeindruckten die beiden erst 25 Jahre alten Segler Lorenzo Chiavarini und Kilian Weise. Der britische Lasersegler und sein Vorschoter aus Bayern ersegelten die Einzelränge fünf und zehn. Imposant auch die Leistung des mit 22 Jahren jüngsten Teilnehmers Oskari Muhonen und seines ukrainischen Vorschoters Vitalij Kushnir, die mit den Rängen vier und neun fast schon sensationell auf Platz drei segelten.

 

„Ich mag diese komplizierten drehenden Winde”, erklärte Muhonen, „auf den Vorwind-Abschnitten haben wir uns etwas schwer getan, weil wir nicht sehr intensiv trainiert haben. Aber unsere Amwind-Geschwindigkeit war ebenso gut wie unsere Taktik. Wir werden besser und besser. Das Wichtigste war es heute, die Dreher richtig zu erwischen und sie zu nutzen. Ich bin wirklich glücklich.”

 

Am Mittwoch beginnen die Rennen um 11 Uhr Ortszeit (17 Uhr deutscher Zeit). Die Qualifikation wird bis Freitag fortgesetzt, die Finalläufe finden am Samstag statt.

 

 

Top 10 results after two races:

1          Eivind Melleby          NOR    Josh Revkin    USA      6

2          Diego Negri    ITA     Frithjof Kleen GER      7

3          Oskari Muhonen        FIN      Vitalii Kushnir           UKR      13

4          Fredrik Lööf   SWE   Brian Fatih      USA      13

5          Hamish Pepper           NZL    Pedro Trouche            BRA      14

6          Iain Percy       GBR    Anders Ekström         SWE     14

7          Paul Cayard    USA    Phil Trinter     USA      14

8          Mateusz Kusznierewicz         POL     Bruno Prada   BRA      15

9          Lorenzo Chiavarini    GBR    Kilian Weise   GER      15

10        Tonči Stipanović        CRO    Tudor Bilic     CRO      24

 

Die Highlights vom 1. Tag sind hier

facebook ist hier

Die Event-Website mit traumhaften Fotos ist hiers

 

 

© Star Sailors League-Gilles Morelle-facebook-

04.12.2019 11:14 Alter: 4 yrs