Route du Rhum am 4. Tag: Attacke von Herrmann (NRV, BYC) und nun schon 2.

IMOCA: Während Boris Herrmann durch einen Westschlag (bei den Azoren) nördlich des Spitzenfeldes (weit südlich bei Madeira) den bisherigen Dritten Vincent Riou (FRA, "PRB") und Paul Meilhat (FRA, "SMA") überholte, liegt Alex Thomson (GBR, "Hugo Boss") weiter in Führung. Aber auch er dearf sich nich mehr in Sicherheit wiegen, denn Herrmann "fieselt" einem nach dem anderen ab.

„Ja, das ist Super-Gefühl! Und ich glaube, diese Route kann noch was…“, schrieb Boris Herrmann aus dem Navigator-Sitz, von wo aus er die Wetterentwicklung analysiert. Über Nacht hatte er jede Menge Meilen gut gemacht und sowohl Paul Meilhat auf der „SMA“ als auch Vincent Riou mit der „PRB“ (beide Frankreich) auf die Plätze verwiesen. Das Momentum motiviere ihn zusätzlich. An Bord sei alles okay, aber die Bedingungen immer noch rau, so die wichtigste Info zur großen Erleichterung seines Teams an Land und der vielen Segelfans.
Sie hatten am Mittwoch im Rennverlauf auf dem Tracker erneut einen ungewöhnlichen Schlenker der „Malizia“ ab vom idealen Kurs bemerkt. „Ich hatte ein paar kleinere Reparaturen, für die ich eine Weile abdrehen musste“, erklärt der Soloskipper. Zum einen hatte sich durch gerissene Leinen, die das Segel am Großbaum halten (Lazy Jacks), im dreifach gerefften Groß viel Spritzwasser gesammelt, das er loswerden musste. Zum anderen war die Befestigung der kleinsten Fock 3 an Deck gebrochen. Aber auch das bekam der geborene Oldenburger ohne Folgeschäden durch das auswehende Vorsegel neu angebunden.
Andere Teilnehmer wurden von schweren Sturmböen der Windstärke zehn härter erwischt. So musste die zurzeit wohl beste Hochseeseglerin der Welt, Samantha Davies aus Großbritannien, das Rennen aufgeben, nachdem der Rumpf ihrer „Initiatives-Coeur“ delaminierte und auseinanderzubrechen drohte. Die Deutsch-Französin Isabelle Joschke war mit der „Monin“ nach einem Mastbruch bereits am Montag ausgeschieden wie auch der Topfavorit Jérémie Beyou mit Problemen an der Steueranlage der „Charal“.
Bei den größten Booten, den Trimaranen der Ultime-Klasse, gab es sogar eine Seenotrettung. Armel Le Cléac’h war mit der „Banques Populaire“ gekentert, als einer der drei Rümpfe in schwerer See abbrach. Der Franzose wurde von einem Fischtrawler aufgenommen. Der Tri schwimmt derzeit kopfüber mitten auf dem Atlantik und soll bei einer Wetterberuhigung von einem Bergungsschiff an Land geholt werden. Zuvor hatten bereits zwei weitere Kontrahenten mit abgebrochenem Bug und angebrochener Querverbindung zwischen den Rümpfen aufgegeben.
Bereits vier Tage nach dem Start gilt die 11. Route du Rhum als eine der härtesten in der 40-jährigen Geschichte des Hochseeklassikers. Die Regattaleitung hat bereits das Zeitfenster für den letzten Zieldurchgang auf den 7. Dezember erweitert, weil etliche Teilnehmer der kleineren Bootsklassen in französischen und spanischen Häfen Schutz vor den Sturmfronten gesucht haben und das Rennen teils mit mehreren Tagen Verzögerung wieder aufnehmen wollen.
Dagegen wird der Sieger der Ultime-Klasse bereits Anfang nächster Woche in Pointe-à-Pitre erwartet. Zur Halbzeit führte der Franzose François Gabart mit der „Macif“ rund 120 Seemeilen vor seinem Landsmann Francis Joyon auf der „Idec Sport“, mit der Boris Herrmann schon einmal um die Welt gesegelt ist. Dessen Motto auf dem Nordatlantik: „Ein Tag nach dem anderen, und vor allem heil ankommen.“

Sein erstes Einhand-IMOCA-Rennen ist schließlich ein Härtetest für 2020/21, wenn er als erster Deutscher bei der Vendée Globe nonstop rund um den Globus segelt.

Heil zu bleiben ist nicht selbstverständlich, denn zu den bisherigen Imoca-Opfern zählen z.B. Top-Favorit Jérémie Beyou (FRA,"Charal"), der im Hafen von Lorient mit seiner Landmannschaft am Boot arbeitet, Isabelle Joschke (FRA/GER, "Monin") mit Mastbruch oder Samantha Davies (GBR, "Initiatives-Cœur") mit Delaminationen im Rumpfbereich aufgeben musste.

Auch bei den sechs ULTIME gibt es prominente Geschädigte: Armel Le Cléac'h auf der gekenterten "Maxi Banque Populaire", Seb Josse (FRA, "Maxi Edmond de Rothschild") und Thomas Coville ("Sodebo Ultim'". Es  führt weiter der wie entfesselt segelnde François Gabart auf "Macif", der schon die Hälfte der Strecke hinter sich hat.

Die Event-Website (mit Tracker, Fotos und Videos) ist hier

 

 

 

 

© Jean-Marie Liot/Team Malizia

© Jean-Marie Liot/Team Malizia

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© Yvan Zedda-RDR2018-facebook

08.11.2018 15:23 Alter: 5 yrs